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von Cdek (Diskussion), aus Ethik, 18:02, 7. Okt. 2009, keine Kommentare.

Wenn wir von der Alternativlosigkeit des naturalistischen Weltbildes ausgehen, folgt, dass "Sollen" im Sinne einer objektiven moralischen Verpflichtung nicht existiert. Jegliche Moral kann nur subjektiv sein. Ein Mensch kann alles tun, wozu er in der Lage ist (trivial, ich weiß), das einzige Entscheidungskriterium, was ihm zum Handeln zur Verfügung steht, ist sein Wille. Der Wille ist zumindest näherungsweise frei, daher kann ein Mensch theoretisch fast alles wollen, auch wenn der Mensch im Allgemeinen bestrebt ist, Glück herbeizuführen und Unglück zu vermeiden. Der Mensch kann tun und lassen, was er will.

Das, was den Menschen auszeichnet, sind Intelligenz und Bewusstsein. "Ich denke, also bin ich," das Bewusstsein ist die einzig gesicherte Erkenntnis und die Definition unserer selbst. Wir sind nicht die Atome, aus denen unser Körper besteht, wir sind nicht die chemischen Prozesse in unserem Gehirn, nein, wir sind nur jener Teil der Gehirnprozesse, den man Bewusstsein nennt. Der Rest ist ein beeinflussender Anhang, aber nicht das, was wir "ich" nennen. "Ich" ist ein Bewusstsein.

Unsere Existenz ist sinnlos, Sinn ist etwas, das der Mensch in die Natur hineininterpretiert. Nun kann man entweder mit dieser Erkenntnis weiterleben oder es sein lassen. Man kann also leben, um zu leben, oder direkt die eigene Existenz beenden. Wenn man weiterleben will, dann entweder nur wegen des eigenen Bewusstseins oder wegen der Interaktion des eigenen Bewusstseins mit anderen.

Wir nehmen einmal an, wir wollen aufgrund des zweiten Punktes weiterleben. Wir wollen (per Definition), dass das, was wir wollen, auch geschieht. Wir wollen deswegen auch, dass unser Wille von anderen akzeptiert wird, d.h. dass sie nicht absichtlich gegen unseren Willen arbeiten. Nun können wir deswegen auch ihren Willen akzeptieren. Wenn wir dies tun und ihr Wille unserem entgegenläuft, müssen wir den andern davon überzeugen, dass er den gleichen Willen haben sollte, uns von ihm überzeugen lassen oder einen Kompromiss finden, der zwar nicht unserem ursprünglichen Willen entspricht, aber für uns beide akzeptabel ist.


Diese Ethik gilt nicht für:

  1. Jemanden, der nur wegen des eigenen Bewusstseins weiterlebt. Allerdings kann ich mir eine solche Person auch nicht vorstellen
  2. Jemanden, der zwar will, dass man seinen Willen akzeptiert, aber den Willen von anderen nicht akzeptieren will. Solches Verhalten definiere ich als unmoralisch.

Kapitel 1

von Cdek (Diskussion), aus Was denkst du?, 13:16, 21. Aug. 2009, keine Kommentare.

"Ich fühle mich gerade einfach nur wohl", antwortete ich. Wir lagen nackt nebeneinander und sie schaute mich aus ihren dunklen Augen an. Meine Antwort entsprach der Wahrheit und war trotzdem irgendwie gelogen, denn es implizierte, dass ich nichts dachte. In Wahrheit dachte ich gerade daran, dass es faszinierend war, wie mir Oxytocin, Dopamin und eine Vielzahl anderer Stoffe das Gefühl geben konnten, schwerelos zu sein. Dieses leichte Kribbeln auf meiner Haut, diese angenehme Müdigkeit und die damit verbundene Trägheit meiner Gedanken.
Ich fragte mich, was die Menschen wirklich unterscheidet, wenn doch alle Menschen nur darauf aus sind, ihr Hirn in einen bestimmten Zustand zu bringen, den sie selbst Wohlbefinden oder Glück nennen.
Aber das sagte ich nicht. Es erschien mir unpassend, ihr zu sagen, dass ich den Zustand, in dem wir uns befanden, irgendwie nicht erfüllend fand. Natürlich erfüllte er mich, aber mein Verstand konnte ihn nicht als Erfüllend akzeptieren. Ich fühlte mich nur wohl, weil Tiere, die sich bei der Fortpflanzung wohl fühlten, einen evolutionären Vorteil hatten.
Irgendwie stellte ich fest, dass ich Glück nicht als den Sinn meines Lebens ansehen wollte und konnte, obwohl all mein kurzfristiges und langfristiges Streben letztendlich nur auf Glück ausgerichtet war und ich ohne glücklich zu sein nicht leben konnte, da es mir fast den Verstand raubte. Glück war das einzige Stöckchen in dieser Welt, dass man ergreifen konnte, um so etwas wie einem tieferen Sinn nahe zu kommen. Gefühlt nahe zu kommen. Aber in Wirklichkeit kam man einem Sinn natürlich nicht nahe. Man musste akzeptieren, dass es so etwas wie einen Sinn nicht gab und sich einfach darüber freuen, dass diese Welt Intelligenz ermöglicht hatte. Diese Intelligenz war es wohl wert zu leben, zumindest rein subjektiv. Ich jedenfalls finde, Intelligenz ist eine faszinierende Sache, wenn man bedenkt, dass sie nur aus einer großen Menge von nur 4 Elementarteilchen besteht. Also im Prinzip aus den selben Bausteinen, aus denen so etwas simples wie ein Wasserstoffatom, einen Stein oder die Luft besteht. Kein Gott musste noch eine Prise Seele hineingießen oder irgendetwas aus Lehm formen. Alles was es brauchte war Zeit und die richtige Menge an Energie, um diese komplexen Vorgänge zu ermöglichen die sich jetzt in meinem Hirn abspielen. Anstatt einfach froh zu sein, dass ich lebe, sage ich mir die ganze Zeit, dass es keinen Unterschied macht, ob ich lebe oder nicht. Aber das stimmt wohl nicht ganz. Der Unterschied ist vielleicht bedeutungslos, aber ein Unterschied ist es schon.

Der Sinn des Lebens

von Cdek (Diskussion), aus Sinn des Lebens, 20:09, 12. Jul. 2009, keine Kommentare.

Ich weiß nicht, ob es euch schonmal aufgefallen ist, aber Sinn/Zweck ist etwas, was der Mensch erfunden hat. Der Natur ist sowas wie ein Zweck oder Sinn vollkommen fremd, auch wenn der Mensch so etwas wie einen Sinn (wahrscheinlich aufgrund seiner Denkmuster) automatisch in die Natur hineininterpretiert. Um meinen Gedankengang nochmal zu verdeutlichen: Einem Hammer gibt der Mensch den Zweck, mit ihm zu schlagen, ob nun auf die Köpfe von Nägeln oder Lebewesen spielt mal keine Rolle. Aber eigentlich hat ein fester Block an einem langen Stab von sich aus keinen Sinn, keinen Zweck, keine Bestimmung. Er eignet sich nur gut dazu, Dinge zu schlagen, aber das heißt nicht, dass er Dinge schlagen soll oder muss. Ich könnte nun noch weitere Beispiele nennen, aber worauf ich hinaus will, sollte klar sein. Sinn und Zweck sind der Natur fremd, Dinge passieren nicht, weil es ihr Sinn ist, zu geschehen, sondern weil sie wahrscheinlich oder sehr wahrschenlich sind. Nehmen wir zum Beispiel den Selbsterhaltungstrieb (weil zB Kant meint, es sei sein Sinn, das Leben zu erhalten): Durch die Prozesse der Evolution ist es wohl sehr wahrscheinlich, dass ein Lebewesen mit einem Selbsterhaltungstrieb ausgestattet wird. Aber deswegen hat der Selbsterhaltungstrieb weder den Sinn, das Individuum zu schützen, noch den Sinn, die Art zu erhalten, der Selbsterhaltungstrieb hat sich einfach entwickelt, weil er die Fortpflanzungschancen der Art erhöht hat. Die nüchterne Betrachtung der Realität lässt nur den Schluss zu, dass das Leben, wie alles, keinen Sinn oder Zweck hat. Wir sind einfach da. Mehr ist da nicht. Die Tatsache, dass wir da sind, heißt nicht gleichzeitig auch, dass unsere Existenz einen Sinn hat. Da nichts auf der Welt einen Sinn hat, außer dem, der von Menschen erfunden wurde, kann man davon ausgehen, dass unsere Existenz sinnlos ist.

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