Blog:Was denkst du?

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"Was denkst du?", fragte sie mich.

Kapitel 1

von Cdek (Diskussion), aus Was denkst du?, 13:16, 21. Aug. 2009, keine Kommentare.

"Ich fühle mich gerade einfach nur wohl", antwortete ich. Wir lagen nackt nebeneinander und sie schaute mich aus ihren dunklen Augen an. Meine Antwort entsprach der Wahrheit und war trotzdem irgendwie gelogen, denn es implizierte, dass ich nichts dachte. In Wahrheit dachte ich gerade daran, dass es faszinierend war, wie mir Oxytocin, Dopamin und eine Vielzahl anderer Stoffe das Gefühl geben konnten, schwerelos zu sein. Dieses leichte Kribbeln auf meiner Haut, diese angenehme Müdigkeit und die damit verbundene Trägheit meiner Gedanken.
Ich fragte mich, was die Menschen wirklich unterscheidet, wenn doch alle Menschen nur darauf aus sind, ihr Hirn in einen bestimmten Zustand zu bringen, den sie selbst Wohlbefinden oder Glück nennen.
Aber das sagte ich nicht. Es erschien mir unpassend, ihr zu sagen, dass ich den Zustand, in dem wir uns befanden, irgendwie nicht erfüllend fand. Natürlich erfüllte er mich, aber mein Verstand konnte ihn nicht als Erfüllend akzeptieren. Ich fühlte mich nur wohl, weil Tiere, die sich bei der Fortpflanzung wohl fühlten, einen evolutionären Vorteil hatten.
Irgendwie stellte ich fest, dass ich Glück nicht als den Sinn meines Lebens ansehen wollte und konnte, obwohl all mein kurzfristiges und langfristiges Streben letztendlich nur auf Glück ausgerichtet war und ich ohne glücklich zu sein nicht leben konnte, da es mir fast den Verstand raubte. Glück war das einzige Stöckchen in dieser Welt, dass man ergreifen konnte, um so etwas wie einem tieferen Sinn nahe zu kommen. Gefühlt nahe zu kommen. Aber in Wirklichkeit kam man einem Sinn natürlich nicht nahe. Man musste akzeptieren, dass es so etwas wie einen Sinn nicht gab und sich einfach darüber freuen, dass diese Welt Intelligenz ermöglicht hatte. Diese Intelligenz war es wohl wert zu leben, zumindest rein subjektiv. Ich jedenfalls finde, Intelligenz ist eine faszinierende Sache, wenn man bedenkt, dass sie nur aus einer großen Menge von nur 4 Elementarteilchen besteht. Also im Prinzip aus den selben Bausteinen, aus denen so etwas simples wie ein Wasserstoffatom, einen Stein oder die Luft besteht. Kein Gott musste noch eine Prise Seele hineingießen oder irgendetwas aus Lehm formen. Alles was es brauchte war Zeit und die richtige Menge an Energie, um diese komplexen Vorgänge zu ermöglichen die sich jetzt in meinem Hirn abspielen. Anstatt einfach froh zu sein, dass ich lebe, sage ich mir die ganze Zeit, dass es keinen Unterschied macht, ob ich lebe oder nicht. Aber das stimmt wohl nicht ganz. Der Unterschied ist vielleicht bedeutungslos, aber ein Unterschied ist es schon.

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