Juhu, Stufentreffen!

Am 28. war Stufentreffen. Wir haben uns zwar erst dieses Jahr getrennt, aber naja, man muss sich ja mal wieder sehen, wenn auch nur, um die freie Zeit zwischen den Feiertagen zu überbrücken und einen Vorwand zum betrinken zu finden. Ich persönlich wollte nicht hingehen, da ich nichts von öffentlichen Besäufnissen halte, ich Passivrauchen unangenehm finde, sobald man die Luft schneiden kann und ich die meisten Leute aus meiner ehemaligen Stufe generell nicht unbedingt wiedersehen wollte. Naja, meine Freundin wollte jedenfalls hingehen und darum habe ich mich erweichen lassen.

Es war dann auch ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe mir die Leute rausgesucht, mit denen man sich vernünftig unterhalten kann und sie in Gespräche verwickelt, was irgendwann von irgendeinem Betrunkenen unterbunden wurde, denn über Bildungspolitik zu reden war gerade nicht  angesagt. „Party!!“ hieß das Gebot der Stunde. Das allein hätte mich nicht weiter gestört, denn ich finde Betrunkene in einem gewissen Maße noch putzig, auch wenn man sich mit ihnen über nichts unterhalten kann (jedenfalls nicht auf einem hohen argumentativen Niveau…). Was mich dann aber störte, waren die Dinge, von denen ich wusste, dass sie nichts mit dem Alkoholkonsum, sondern mit unserer Gesellschaft zu tun haben. Dass es zum Beispiel vollkommenes Unverständnis hervorrief, dass meine Freundin keinen Alkohol trank, obwohl ich doch fuhr. Denn nichts trinken ist ja abnormal. Wovon mir dann allerdings fast schon schlecht wurde, war das Verhalten der Jungen (oder sollte man bei dem Alter schon von Männern sprechen?) einer ehemaligen Mitschülerin gegenüber. Besagte Mitschülerin hatte sich in kürzester Zeit so betrunken, dass sie kaum noch stehen konnte und war dazu übergegangen, jedermann (und, nebenbei bemerkt: jederfrau) zu umarmen. Die Jungen hatten nun furchtbar viel Spaß daran, diese Mitschülerin zu begrabschen, und zwar auf rüdeste und primitivste Art. Es beschämte mich irgendwie, denn ich glaube nicht, dass viele der Jungen gezögert hätten, wenn sich eine Gelegenheit geboten hätte, sie ins Bett zu bekommen. Sie behandelten das Mädchen nicht wie einen Menschen, sie machten sich über ihren Zustand lustig und nutzten ihn aus. Vielleicht bin ich einfach zu engstirnig oder verstehe keinen Spaß, aber ich persönlich musste bei ihrem Verhalten an den ersten Artikel unseres Grundgesetzes denken. Welche Ironie, mir, der ich nichtmal an so etwas wie eine Menschenwürde glaube, stößt es übel auf, wenn Menschen andere Menschen wie Dreck behandeln.

Über den Rest des Abends, der eigentlich noch ganz angenehm war, habe ich jetzt keine Lust mehr zu schreiben…

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